Multiplikator*innenschulung

Fortbildungsangebot

Kinder und Jugendliche in Familien mit Partnerschaftsgewalt für Lehrkräfte und Fachkräfte der Sozialen Arbeit in Niedersachsen

Ein für drei Jahre konzipiertes Projekt des Instituts für Schule, Jugendhilfe und Familie e.V. in Kooperation mit Prof. Dr. Angelika Henschel (Leuphana Universität Lüneburg), gefördert vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie.

Ab sofort sind Interessensbekundungen zur kostenlosen Multiplikatorinnen- und Multiplikatorenschulung “Kinder und Jugendliche in Familien mit Partnerschaftsgewalt für Lehrkräfte und Fachkräfte der Sozialen Arbeit in Niedersachsen für den ersten Kurs im Zeitraum 2024-2025” möglich. Die mehrteilige Schulung mit Blockseminaren, Selbstlernzeiten und Coachinganteilen ist Teil eines Pilotprojekts, das vom Institut für Schule, Jugendhilfe und Familie e.V. durchgeführt und in Kooperation mit der Projektleitung Prof. Dr. Angelika Henschel (Leuphana Universität Lüneburg) zum 1. April 2024 startet. In insgesamt drei Jahren werden vorbehaltlich der jeweiligen Zuwendungen des Landes insgesamt drei Multiplikator*innenschulungen bis Ende März 2027 durchgeführt.

Termine und Orte der Multiplikator*innenschulung 2024/2025*:
– 1. Block: 14.-16.08.2024 im Denkhaus Loccum
– 2. Block: 20.-22.11.2024 im Europahaus Aurich – Deutsch Niederländische Heimvolkshochschule e.V.
– 3. Block: 22.-24.01.2025 im Bildungs- und Tagungszentrum Ostheide – Heimvolkshochschule Barendorf e. V.
– 4. Block derzeit noch in Ausarbeitung – voraussichtlich 26.-28.03.2025 in Hannover

Inhaltliche und organisatorische Details werden zeitnah nach dem Projektstartauf dieser Seite und/oder Ihnen persönlich bekannt gegeben, wenn Sie eine Interessensbekundung hinterlassen.

Die Fortbildung, die aus drei dreitägigen Blockseminaren (mit Übernachtung) sowie einer Abschlusstagung besteht, erstreckt sich über einen Zeitraum von acht bis neun Monaten. Zwischen den Blockseminaren werden Coachingangebote in den Selbstlernzeiten zur Verfügung gestellt, die dabei unterstützen sollen, ein eigenes Projekt zu entwickeln, das zur Abschlusstagung einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert wird und die Erlangung eines Zertifikats ermöglicht. Im Rahmen der Fortbildung wird ein fundiertes Wissen über die Zusammenhänge und Dynamiken von Partnerschaftsgewalt und deren Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche vermittelt. Teilnehmende lernen Signale und Anzeichen betroffener Kinder und Jugendlicher zu verstehen. Die Fortbildung zeigt ressourcenorientierte und Resilienz stärkende Handlungsansätze für die pädagogische Praxis auf, um die Kinder und Jugendlichen in dieser schwierigen Situation zu stärken und individuell begleiten zu können. Partnerschaftsgewalt, der Gewaltschutz der Mütter sowie der Kinderschutz werden im Sinne der Umsetzung der Istanbul Konvention fokussiert und anhand von Theorie-Praxis-Transfers und unterschiedlichen Medien vermittelt, um den zukünftigen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Anregungen für die Entwicklung eigener Projekte und die Umsetzung weiterer Aufgaben in ihrer neuen Rolle zu geben.

In vielen Familien mit gewaltgeprägten Partnerschaften sind Kinder und Jugendliche involviert, die nicht nur zu Zeuginnen und Zeugen dieser Gewalt werden können, sondern zugleich auch Opfer der Partnerschaftsgewalt sind. Das Miterleben von Partnerschaftsgewalt kann für sie in den betroffenen Familien dazu führen, dass sie sich in Folge oft hilflos, traurig, ohnmächtig oder sogar schuldig fühlen, weil sie der Gewalt nicht Einhalt gebieten können oder sich gar selbst als Auslöser für die Gewalt verstehen.

Für Lehrkräfte und (sozial)pädagogische Mitarbeitende in Kindertagesstätten, Schulen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und Frauenhäusern ist demzufolge ein fundiertes Wissen über die Zusammenhänge und Dynamiken häuslicher Gewalt und deren Auswirkungen notwendig, um Signale und Anzeichen betroffener Kinder und Jugendlicher verstehen und deuten sowie durch unterstützende pädagogische Maßnahmen Entwicklungsrisiken entgegenwirken zu können. Diese Zielgruppe soll daher durch die Fortbildung für diese Themen sensibilisiert und als zukünftige Multiplikator*innen für diese Themen ausgebildet werden, damit eine weitreichende Verbreitung und eine verbesserte Unterstützung der Kinder und ihrer Mütter erfolgen können.

Ziel der Fortbildung ist es daher, die Teilnehmenden für die spezifischen Bedürfnisse und Bedarfe der Kinder und Jugendlichen im Kontext von Partnerschaftsgewalt zu sensibilisieren, um Kindeswohlgefährdung entgegenzuwirken und das Kindeswohl zu befördern. Die Fortbildung zeigt ressourcenorientierte und Resilienz stärkende Handlungsansätze für die pädagogische Praxis auf und die Teilnehmenden reflektieren diese in Bezug auf ihren Arbeitsbereich und die Schulungs- und Unterstützungsbedarfe von Fachkräften in Kindertagesstätten, Schulen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und Frauenhäusern. Wesentliche Aspekte im Rahmen der formalen Kinderschutzverfahren werden aufgegriffen, wobei auf verbesserte Vernetzungs- und Kooperationsbeziehungen und ihre Gelingensbedingungen eingegangen wird. Darauf aufbauend entwickeln die Teilnehmenden im Rahmen der Fortbildung eigene Projekte, die sie als Multiplikator*inen in Form von Sensibilisierungsmaßnahmen, Beratungen, (Inhouse)Schulungen oder ähnlichen Formaten an Lehr- und Fachkräfte aus Kita, Schule, Kinder- und Jugendhilfe und Frauenhausarbeit vermitteln. Die Teilnehmenden eignen sich hierfür inhaltliche wie didaktisch-methodische Kenntnisse im Rahmen der Fortbildung an, um die Projekte zielgruppenspezifisch umsetzen zu können. Zwischen den Seminarblöcken können die Teilnehmenden für ihre Projektentwicklung Coachingtermine in Anspruch nehmen. Durch Praxisteams und kollegialen Austausch unterstützen und vernetzen sich die Teilnehmenden untereinander.

Hintergrund

Die Multiplikator*innenschulung ist ein Folgeprojekt des Projekts “Kinder(leben) in Familien mit Partnerschaftsgewalt” (01.04.2022-31.03.2024), bei dem ein kompetenzorientiertes Curriculum für Fachkräfte in Kitas, Schulen und Frauenhäusern zur Resilienzunterstützung für von häuslicher Gewalt betroffene Kinder entwickelt wurde.

Ziel war es, Lehr- und pädagogische Fachkräfte durch handlungsorientierte Aus- und Fortbildungsformate zu befähigen, Kindern und Jugendlichen durch Resilienzstärkung und Partizipation bei der Verarbeitung ihrer Gewalterfahrungen zu helfen. Außerdem sollen sie entsprechend des Schutzauftrages und im Sinne des Kindeswohls gegebenenfalls auch intervenierend eingreifen können. Das Projekt des Instituts für Schule, Jugendhilfe und Familie e.V. in Kooperation mit Prof. Dr. Angelika Henschel (Leuphana Universität Lüneburg) wurde gefördert von der Heidehof Stiftung.

Die dabei entwickelte Fortbildung (siehe http://isjuf.de/fachkraefte-aus-kitas-schule-und-frauenhaus und die entsprechenden Ergebnisse siehe hier) wurde mit Lehrkräften und pädagogischen Mitarbeitenden in Kitas, Schulen und Frauenhäusern erprobt und evaluiert. Die Fortbildung vermittelte ein fundiertes Wissen über die Zusammenhänge, Dynamiken und Auswirkungen von Partnerschaftsgewalt und sensibilisierte die Teilnehmenden für die besondere Situation der Kinder und Jugendlichen in Familien mit Partnerschaftsgewalt. Die Fortbildung zeigte ressourcenorientierte und Resilienz stärkende Handlungsansätze für die pädagogische Praxis auf, um die Kinder und Jugendlichen in dieser schwierigen Situation zu stärken und individuell begleiten zu können.

*Um die Multiplikator*innenschulung wie geplant anzubieten, wird die bereits in Aussicht gestellte Projektbewilligung für 2025 bis 2027 durch das Land Niedersachsen vorausgesetzt.